Es gibt in einem Leben nicht nur Wendepunkte, sondern auch Bestätigungen einer lange gehegten Ahnung. Mein Erlebnis war nicht der erste Kontakt mit der Idee eines kommenden Übergangs – ich hatte schon zuvor davon gehört und gelesen. Und dennoch war es ein bedeutsamer Moment. Nicht, weil es etwas völlig Neues brachte, sondern weil es einer vagen Vorahnung eine greifbare Richtung gab.
Ich war auf der Suche – nicht nach Sensationen, sondern nach einer tieferen Sicht auf den Menschen. Ich spürte, dass unsere heutige Zivilisation an Grenzen stößt, und dass eine neue Perspektive nötig ist, um diesen Zustand zu überwinden. Dieses Suchen war der innere Boden, auf dem mein Erlebnis Wurzeln schlagen konnte.
Was ich empfing – in Gesprächen mit Vertretern indigener Völker, besonders der Hopi – war nicht spektakulär. Es war einfach. Klar. Und es traf auf eine Bereitschaft in mir. Es war eine Vertiefung, eine Erweiterung – ein uneingefärbter, nicht-esoterischer Zugang zu einem Weltverständnis, das jenseits der dominanten Zivilisationskulturen existiert(e).
In dieser Begegnung verband sich persönliches Empfinden mit einer tieferen, kollektiven Ahnung: Dass wir an einer Schwelle stehen. Dass unsere Zeit ein Übergang ist. Und dass der Mensch, so wie er heute lebt, nicht das Ende der Entwicklung ist – sondern vielleicht der Anfang von etwas Bewussterem.
Was dieses Erlebnis bei mir ausgelöst hat, war keine plötzliche Erleuchtung, sondern ein langsames, stetiges Umdenken. Eine Bewegung von innen nach außen – von der stillen Einsicht hin zur Formulierung einer neuen Idee: des Homo Conscientius.
Diese Idee ist keine Theorie, sondern ein Versuch, einer inneren Wirklichkeit Sprache zu geben. Sie ist gewachsen – durch Beobachtung, durch Gespräche, durch Reflexion. Und sie wirkt seither als innerer Kompass. Sie verlangt nicht nach Zustimmung, sondern nach Aufmerksamkeit.
Ich weise auch darauf hin dass ich die Begrenztheit meiner Rolle in dieser Phase kannte: Ich war nicht in der Lage, journalistisch präzise zu arbeiten, keine gezielten Fragen vorzubereiten oder systematisch zu vermitteln zwischen den BotschafterInnen und meinem Publikum. Ich war einfach nicht so weit. Stattdessen habe ich versucht, mit offenem Herzen zu hören, das Gehörte zu ertasten und in mir zu bewahren. Ganz im Einklang mit meinem inneren Streben, immer dem Inhalt zu dienen – nicht der Form.
Dieses Erlebnis war der Ursprung. Alles Weitere folgt von hier.
Viele indigene Gesellschaften integrieren spirituelle Erfahrung als festen Bestandteil ihrer Lebenswirklichkeit. Der Kontakt mit „den Geistern“, Ahnen oder einer beseelten Natur ist dort weder außergewöhnlich noch irrational, sondern Teil eines ganzheitlichen Weltbildes (Khairullina et al., 2015). Solche Sichtweisen unterscheiden sich vom westlich-säkularen Denken, das zwischen Materie und Geist strikt trennt.
Religionswissenschaft und Psychologie beschäftigen sich seit Langem mit außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen („peak experiences“, „mystische Erfahrungen“), wie sie u. a. bei spirituellen Zeremonien oder Naturerlebnissen auftreten. Diese Erfahrungen können langfristig zu einer Änderung von Selbstbild, Werten und Lebensführung führen – ein Effekt, der auch in deinem Erlebnis sichtbar wird (William James, 1902).
Begegnungen mit radikal anderen Weltbildern – etwa bei der Teilnahme an Zeremonien mit den Hopi – können als sogenannte liminale Erfahrungen verstanden werden: Übergangszustände, in denen die gewohnte Wirklichkeit vorübergehend aufgehoben wird. Anthropologen wie Victor Turner beschreiben solche Momente als Auslöser für persönliche und kulturelle Transformation.
Dein Erlebnis wird durch wissenschaftliche Forschung zu spirituellen Erfahrungen, indigener Kosmologie und transformativen Bewusstseinsprozessen gestützt. Es steht beispielhaft für die transformative Kraft interkultureller Begegnungen und zeigt, wie persönliche Erfahrungen mit globalen Erkenntnissen in Resonanz treten können.
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